Dresden-Preis

Preisüberreicherin Lina Abdalah (links) mit Preisträgerin Muzoon Almellehan, 2020

Neue Preisskulptur

Auch wenn die Kriege vorbei sind, sind sie noch lange nicht vorüber. Die gefährlichen Hinterlassenschaften von Kriegen liegen überall in der Welt unter der Erde als immer noch potentielle Gefahr.  Auch beim Bombardement auf Dresden waren 10 bis 15 Prozent der abgeworfenen Bomben Blindgänger. In den letzten 75 Jahren wurden Tonnen davon bereits aus der Erde geholt. „Aber wir sind  noch lange nicht am Ende“ sagt Sprengmeister Holger Klemig.

Nach zehn Jahren Dresden-Preis, in denen er sich  verändert hat, wollte der Verein Friends of Dresden Deutschland e.V. auch eine neue Preisskulptur gestalten lassen. Der Dresdner Künstler Thomas Onißeit hatte die Idee, den Splitter einer von der Kampfmittelbeseitigung gesprengten Blindgängerbombe für eine Preisskulptur in Acrylglas eingießen zu lassen. Die neue Preisskulptur ist somit ein authentisches Mahnmal gegen Krieg, der in Dresden selbst ein Dreivierteljahrhundert danach nicht wirklich vorüber ist.

Foto: Christine Starke + Thomas Onißeit

Was einmal war, hört nicht auf, gewesen zu sein. Martin Walser

Über Frieden nachzudenken, führt unweigerlich zum Nachdenken über den Krieg. Ohne Krieg haben wir keine Vorstellung vom Wert des Friedens. Und ohne Erinnern sind wir in Gegenwart und Zukunft identitäts- und vielleicht mutlos, vielleicht nicht in der Lage, Vergangenes beispielhaft präsent zu haben. Mutlos in dem Sinne, dass wir nicht zur rechten Zeit besser, friedlicher handeln, wenn gegenwärtige Ereignisse dies erfordern. Jede Erinnerung ist wie ein neuer Tag, der gestaltet werden muss. Alles Gewesene ist als Erinnerung ein aktives, neues, sich veränderndes Erleben und hört somit nicht auf gewesen zu sein. Es bleibt deshalb in der aktiven Erinnerung lebendig.

Thomas Onißeit

1965 Geburt in Sachsenhausen b. Weimar

1971 Weimar

1983 Erfurt, Andreasstraße

1985 Übersiedlung nach Berlin-West

2004 Dresden

Subkulturelle Adoleszens in der DDR, Mitglied in Bandprojekten (O.T.Z.E. – Bass & Gesang, Rennbahnband – Blasinstrumente, Thanatos Wedding – Schlagzeug & Gesang), Steinmetz und Steinbildhauer, Mauerperformance „Der weiße Strich“, Initiator und Teilnehmer an Malereiprojekten in Babe und Dresden, Ausstellungen, 8 Jahre Art Director einer Berliner Direktmarketingagentur, Autor („Macht aus dem Staat Gurkensalat“, 2011), Protagonist im Dokumentarfilm („Striche ziehen“, 2014), seit 2005 Grafiker in Dresden, seit 2018 intensivere Auseinandersetzung mit Fotografie.

„Dieser Dresden-Preis ist eine wunderbare Idee. Ich bin gerührt über so viel Symbolkraft. Dresden lehrt durch sein Schicksal zum einen, dass wir immer der Opfer gedenken müssen. Zum anderen aber lehrt es, dass die Zerstörung Folge verantwortungsloser Politik war. Das Symbol des Preises ist, dass wir solch einer Politik stets etwas entgegensetzen müssen.
Michail Gorbatschow