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Rede Tommie Smith

Voll aufrichtiger Demut und hohem Respekt in Anbetracht dieses weitreichenden internationalen Preises stehe ich heute vor Ihnen.

Präsident, geschätztes Kuratorium des 9. Internationalen Friedenspreises: Im ständigen Kampf für Frieden versuchen wir ehrenhaft, die soziale Brücke hin zu dem Ort zu überqueren, an dem Rasse etwas Dezentrales ist.

Ich bin mir der besonderen und breiten Aussagekraft dieses Preises durchaus bewusst.

Wir leben in einer Welt mit festgefahrenen Sichtweisen, Intoleranz gegenüber Religionen und Rassen, Vorurteilen und Ungleichheit; und zwar immer noch; und genau dieses “Immer noch“ dürfen wir nicht vergessen. Ein großer nicht-sekulärer Redner schrieb einst: “Wenn Friede herrschen soll auf Erden und Wohlwollen den Menschen gegenüber, so müssen wir an die Moral des Universums glauben, und daran glauben, dass JEDE Realität auf einem moralischen Fundament ruht.” Rassistischer und systemischer Hass vernichtet die Realität der Liebe. Ein Unterdrücker gibt die Freiheit nie freiwillig her. Vielmehr muss der Unterdrückte sie mit Absolutheit einfordern. Ein Kampf kann nur gewonnen werden, wenn man sich beteiligt.

Wir kämpfen nicht für Gerechtigkeit, weil wir immer „gewinnen“. Wir kämpfen im Jetzt, weil wir an die Wahrheit glauben. Der Bogen des moralischen Universums ist lang, doch er neigt sich in Richtung Gerechtigkeit.” Ich glaube, dass wir gewinnen. Ich hoffe, dass wir, indem wir Beziehungen auf der Grundlage von Liebe und Gespräch aufbauen, unsere Hoffnung auf Frieden bestehen lassen und stärken können.

Ich bin im US-Staat Texas geboren, als Sohn eines Farmpächters, der fest daran glaubte, seine Arbeit immer so gut wie möglich zu tun, und keinem Böses zu wollen; und daran, geduldig für Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit zu kämpfen. Die Zeit ist ein unendlicher Raum, und unendlich müssen wir uns gemeinsam dafür einsetzen, dass einmal Einheit herrscht.

Im Gespräch haben wir das Recht, die Wahrheit durch “soziales Nachforschen” zu finden. Wegen rassistischer Vorbehalte durfte ich nicht sprechen. Ich musste also einen Weg finden, ohne Stimme zu sprechen. Im Schweigen handelnd wurde die „Stille Geste“ bei den 19. Olympischen Spielen in Mexico City im Jahr 1968 hörbar. Es war eine gänzliche Offenlegung, die spürbar wurde mit der geballten Intensität einer ganz bestimmten sozialen Veränderung. Sie verfolgte keine bösen Absichten, sondern stand für individuell wahrgenommene soziale Autonomie.

Hier stehe ich, ein halbes Jahrhundert später, und bewege mich immer noch in dieselbe Richtung. Ich glaube fest daran, dass ein Überwinden der Zustände möglich ist.

An das Kuratorium des 9. Internationalen Friedenspreises Dresden-Preis 2018: Der Preis erfüllt mich in der Tat mit Demut. Vielen Dank.